29 Okt Spezial: Ross Stores
Spezial: Ross Stores
Fondsberater Marcus Reck stellt einen seiner Favoriten im Textilhandel vor.
Unser Investment Ross Stores kenne ich bereits aus meiner vorherigen Tätigkeit für die Frankfurter Fondsgesellschaft ACATIS. Ich bin seit mehr als zehn Jahren in Ross Stores investiert. Das ist für mich der Idealfall. Wer Qualität sucht, muss selektiv sein, denn die Kombination aus „gut“ (Qualität) und „billig“ (Value) ist leider nur sehr selten vorzufinden. Idealerweise bleiben die Titel daher so lange im Portfolio wie möglich, mit der Idee, dass diese Unternehmen über die Zeit stetig ihren fairen Wert steigern und die Sicherheitsmarge entsprechend immer ausreichend hoch bleibt. Aber nun zu Ross Stores im Detail.
Die 1982 in Dublin, Kalifornien gegründete Ross Stores ist ein US-amerikanischer Einzelhändler im Bereich Bekleidung und Haushaltsartikel, der in über 1.500 Ross-Läden sowie weiteren knapp 250 Discount-Läden Markenartikel zu einem Abschlag von 20-60% anbietet. Preislich (durchschnittlicher Verkaufspreis pro Artikel: 10 USD) vergleichbar mit H&M und Zara, aber mit Designermarken; und natürlich ein Einzelhändler, kein Hersteller. Ross Stores beschäftigt rund 800 Einkäufer, die den ganzen Tag nichts anderes tun, als bei den insgesamt rund 8.000 Bekleidungsherstellern nach „Schnäppchen“ zu suchen. Wenn also bei einem namhaften Hersteller – sagen wir Calvin Klein – ein Kunde kurzfristig eine Bestellung nicht abnimmt, dann ist es sehr wahrscheinlich, dass ein Einkäufer von Ross Stores bei CK vor der Tür steht. Dies ist eine Win-Win-Situation für beide Parteien: Der Hersteller bleibt nicht auf seiner Ware sitzen und Ross Stores bekommt aufgrund der „Notsituation“ des Herstellers einen ordentlichen Rabatt. Dies ermöglicht es Ross Stores wiederum, diese Markenartikel zu einem solch hohen Abschlag verkaufen zu können und dennoch äußerst profitabel zu sein.
Das Geschäft brummt seit der Finanzkrise. Seit diesem Zeitpunkt achten die Kund(inn)en (durchschnittliches Haushaltseinkommen: 50.000-60.000 USD) viel stärker auf den Preis als früher und dieses Verhalten hat sich auch nach der Krise nicht geändert. Dank der Kombination aus starken Marken und günstigen Preisen gewinnt Ross stetig Marktanteile hinzu. Während die Nachfrage bei den US-Kaufhäusern seit der Finanzkrise stark rückläufig ist, erzielte Ross Stores im gleichen Zeitraum ein Umsatzwachstum von knapp 9% p.a. Besonders hervorzuheben ist dabei die Tatsache, dass das flächenbereinigte Wachstum im gleichen Zeitraum knapp 4% p.a. betrug. Ross Stores ist also nicht nur dank der ständigen Eröffnung neuer Filialen gewachsen – wie viele andere Einzelhändler (z. B. H&M) – sondern auch die bestehenden Geschäfte haben ihren Teil dazu beigetragen. Dank des opportunistischen Einkaufs und der strikten Kostendisziplin (in den Geschäften selbst wird beispielsweise keinerlei Wert auf Schnickschnack gelegt) erzielt Ross Stores trotz niedriger Verkaufspreise hohe operative Gewinnmargen von mehr als 14%. Unter dem Strich konnte das Unternehmen in den vergangenen zehn Jahren den Gewinn je Aktie um durchschnittlich 23% p.a. steigern. Da die Investitionen überschaubar sind (hin und wieder wird in Distributionszentren und Warenhäuser investiert), ist der freie Cashflow entsprechend hoch. Dies wiederum erlaubt großzügige Ausschüttungen. Rund 5% der Marktkapitalisierung wurden seit 2007 jedes Jahr in Form von Dividenden und Aktienrückkäufen an die Aktionäre ausbezahlt.
Wird das Wachstum auch in den kommenden Jahren anhalten? Ich bin davon überzeugt. Einerseits ist Ross Stores erst in 36 US-Bundesstaaten vertreten, eine weitere deutliche Erhöhung der Standorte (langfristiges Ziel: 2.500) ist daher realistisch. Andererseits ist das Geschäftsmodell krisenresistent. Sollte sich das wirtschaftliche Umfeld in den USA wieder verschlechtern, so wäre Ross Stores ein Profiteur davon, denn dann würden sich die Kund(inn)en erst recht nach günstigen Angeboten umschauen. Insbesondere wenn sie dabei nicht auf die von ihnen bevorzugten Marken verzichten müssen. Die Einkäufer von Ross Stores gehen äußerst opportunistisch vor. Es kann durchaus vorkommen, dass Ross Stores beispielsweise im Winter kurzärmelige Polohemden beschafft, wenn diese gerade besonders günstig angeboten werden, um sie bis zum Sommer in ihren Warenhäusern zu lagern. Ware so lange zu lagern, klingt nicht besonders effizient und dennoch hat es Ross Stores dank guter Planung geschafft, seine Vorratslagedauer auf durchschnittlich 60 Tage zu reduzieren (im Vergleich zu ca. 105 Tagen für US-Kaufhäuser im Allgemeinen). Davon profitiert das Unternehmen in mehrerlei Hinsicht: 1. Die durchschnittliche Zahl an Kundenbesuchen steigt, da die Ware immer aktuell ist; 2. Es müssen aus demselben Grund weniger Preisnachlässe gewährt werden; und 3. Die Investitionen in Lagerkapazitäten fallen geringer aus.
Eine Frage, die ich mir oft gestellt habe, war, weshalb namhafte Hersteller bereit sind, ihre Ware an einen Discounter zu verkaufen? Beschädigt das nicht die Reputation, wenn namhafte Marken plötzlich bei Discountern angeboten werden? Es gibt Hersteller, die das so sehen. Das sind allerdings die Anbieter im absoluten Luxussegment, wie z. B. Hermès und LVMH. Für andere Hersteller kann ein solches Geschäft hingegen durchaus lohnend sein. Der Grund dafür ist 1. Durch die höhere Zahl an Aufträgen können die Hersteller bei ihren Stoffproduzenten günstigere Konditionen aushandeln; 2. Jüngere Kunden, denen aktuell noch das nötige Kleingeld fehlt, können so an eine Marke herangeführt und langfristig gebunden werden; 3. Es ist besser als die Alternative – nämlich die Ware wegzuwerfen; und 4. Discounter garantieren die Abnahme der bestellten Ware und bezahlen sofort. Ist Online eine Bedrohung für Ross Stores? Ich glaube nicht. Einerseits ist Ross Stores so günstig, dass das Preisniveau in etwa gleich niedrig ist. Andererseits steht bei vielen Kund(inn)en das Einkaufserlebnis im Vordergrund. Nach dem Motto “Amazon wurde gegründet, um einfach zu sein, nicht um Spaß zu haben”. Spaß haben können sie hingegen bei Ross Stores, wo sie sich regelmäßig auf „Schnäppchenjagd“ begeben können!
Kontakt Covesto Asset Management: Marcus Reck, Telefon: +49 (0)40/ 30 92 55 81, Mail: mr@covesto-am.com
Covesto Asset Management ist ein bankenunabhängiger Fondsadvisor mit Sitz in der Hansestadt Hamburg. Das Team um Gründer Wais Samadzada hat seine Wurzeln in der Fundamentalanalyse von Aktien. Pro Jahr werden mehr als 100 Unternehmen besucht und mittels eines eigenen Analyseverfahres gescreent. Sämtliche Teammitglieder haben einen Großteil ihrer Ersparnisse in den eigenen Fonds investiert. Hierdurch soll der Philosophie des Co-Investierens Rechnung getragen werden.